Donnerstag, 27. Januar 2011

Der Zinssklave

Bei all diesen Geldkritiken möchte ich gern auf diesen sehr fundamentalen Vortrag verweisen:
http://meandthesociety.blogspot.com/2011/02/grundkurs-marktwirtschaft.html

Das Problem ist nicht das Geld, sondern die ihm zugrunde liegende Vorstellung eines abstrakten Werts. Das Geld entsteht aus der Logik der Wertverwertung aka Marktwirtschaft, genau so deren Geldschöpfung durch Privatbanken und der Kredit. Die Marktwirtschaft könnte ohne eine solche Geldschöpfung und den Kredit gar nicht exisiteren: Hörst du hier



Arktikel aus Sein.de: "Der Zinssklave"

Der Zinssklave

Zins Sklave"Sein Geld arbeiten lassen" - hört sich gut an, verschleiert aber die Tatsache, dass es tatsächlich jemand anders ist, der arbeitet, um Zinsen zu erwirtschaften. Und dieser "Andere" hat kaum eine Chance, der Zinsknechtschaft zu entkommen. Da Zinsen generell nicht zurückbezahlt werden können, entsteht eine Gesellschaft der Zinseszinsknechte, deren Zusammenbruch programmiert ist.

Die Finanzkrise ist eigentlich keine "Finanzkrise" - sondern eine Geldsystemkrise. Um diese besser zu begreifen und die Auswirkungen beurteilen zu können, muss man wissen, was Geld eigentlich ist: Geld ist nichts anderes als Schulden.
Es gibt kein "Geld" ansich, sondern es gibt nur Schulden, und entsprechend Schuldscheine, die wir "Geld" nennen. Der Geldschein ist eine Forderung, die Schuld zurück zu verlangen. Ob dies jedoch funktioniert, ist nicht nur fraglich. Es ist faktisch unmöglich - wegen der Zinsen.
Banken verleihen kein vorhandenes Geld, sie geben Kredit. Das ist ein kaum beachteter aber wesentlicher Unterschied. Geld entsteht dabei aus dem Nichts und völlig ohne eigene Anstrengung einfach per Knopfdruck im Bankensystem, von dem es sich Unternehmen, Staat und Bürger gegen Zinsen ausleihen müssen.
Das für die Rückzahlung notwendige Geld ist dann zwar im Umlauf, jedoch nicht das Geld für die Zinsen. Das muss man sich wiederum vom Bankensystem gegen weitere Zinsen ausleihen. Wenn alle ihre Schulden zurückzahlen würden, gäbe es kein Geld mehr aber weiterhin Zinsschulden.
Egal wie lange das Spiel gespielt wird, die Summe allen existierenden Geldes ist immer kleiner als die Summe aller Schulden plus Zinsschuld. Deshalb benötigen die Banken auch immer Sicherheiten. Jedes Jahr müssen etwa fünf Prozent davon zwangsversteigert werden, wenn sie nicht durch neue Schulden mit noch mehr Zinsen refinanziert werden können.
Das ist einfache Mathematik. Sobald sich die Menschen nicht mehr weiter verschulden wollen oder mangels Sicherheiten können, bricht der gesamte Geldbetrug zusammen. Dieses Ereignis tritt zwangsläufig ein, da die Schulden exponentiell wachsen, die Sicherheiten das aber in einer begrenzten Welt nicht können.
Am Ende des Systems muss der Staat diese Schuldenlücke durch explosionsartig wachsende Staatsverschuldung auffüllen. Nur der Staat gilt dann noch als vertrauenswürdiger Schuldner, denn er kann seine Bürger durch Zwang enteignen.
Mit faschistischen Methoden wie die Einschränkung der Bürgerrechte, die Abschaffung des Bankgeheimnisses, den Aufbau eines Überwachungsstaates (alles mit vorgetäuschten Gefahren begründet) lässt sich das System noch eine Weile künstlich am Leben erhalten. Doch auch hier gibt es Grenzen, die spätestens dann erreicht sind, wenn die Zinszahlungen des Staates das Brutto-Einkommen aller Bürger übersteigen.
Die GeldfalleDurch die in das Geldsystem eingebaute permanente Notwendigkeit, gesamtwirtschaftlich immer neue Schulden für die Zinsen und Zinseszinsen aufzunehmen, entsteht eine Spirale von immer stärker wachsender Verschuldung auf der einen und immer schneller wachsenden Vermögen auf der anderen Seite. Die Umverteilung von Arm (Zinssklaven) nach Reich (Feudalherren) durch Zinsen und Steuern wird automatisch immer dynamischer. Staatschulden und Steuern steigen in diesem System zwangsläufig exponentiell an.
Es ist wie am Ende eines Monopoly-Spiels, in dem schon alle Straßen, Häuser, Bahnhöfe, das Elektrizitätswerk und das Wasserwerk vergeben sind. Wer nichts davon besitzt, soll nun im Kreis laufen (=arbeiten). Doch das Geld, das man dafür bei Erreichen von Los bekommt (=Einkommen), reicht nicht mehr aus, um über die Runden zu kommen.
Jeder der weniger als ca. 400.000 Euro Eigenkapital besitzt ist ein Zins-Sklave, weil er mehr Zinsen bezahlen muss als er einnimmt. Und er muss für diejenigen arbeiten, die mehr besitzen. Das ist so in unserem Geldsystem mit Zwangsverschuldung und Zinseszinseffekt eingebaut.

Wir haben ein feudalistisches Geldsystem:
* Zinssklaven: weniger als ca. 400.000 Euro Eigenkapital
* freie Bürger: ab ca. 400.000 Euro Eigenkapital aufwärts
* Feudalherren: mehrere Tausend Euro Zinseinnahmen pro Tag
Ein solches System begünstigt diejenigen, welche über eine bestimmte Kapitalmasse verfügen. Diese vermehrt sich per Zins quasi automatisch. Keine Chance dagegen haben jene, welche unterhalb der "kritischen Kapitalmasse" leben.
Jeder Zinssklave, der versucht, die ca. 400.000 Euro Eigenkapital durch ehrliche Arbeit aufzubauen, wird durch progressiv steigende Einkommenssteuern und Abgaben zu Tode geschröpft.
WachstumDer Teufelskreis des Zinseffekts: Zinszahlungen sind in jedem Produkt "eingepreist", verteuern dieses also. Zinsen bedeutet automatisch, dass Schulden steigen und damit noch mehr Zinsen bezahlt werden müssen. Folge: Das System braucht immer mehr Schuldner. Und das ist die breite Masse.
So kann man die sogenannte Subprime-Krise auch als Systemkrise bezeichnen, weil das System eben ständig nach neuen Wegen Ausschau halten musss, um Menschen zu verschulden. Ist dies nicht mehr möglich, muss zuletzt der Staat herhalten. Damit schließt sich der Teufelskreis allmählich.
Erhöht der Staat den Schuldenstand, hat dies zwangsläufig höhere Steuern wegen höherer Zinsszahlungen zur Folge. Der Einzelne hat damit kaum einen Chance, diesem Teufelskreis zu entkommen.
Am Ende steht dann der Staatsbankrott, gleichbedeutend mit Totalenteignung seiner Untertanen. Dieser kann ausgelöst werden entweder durch eine extreme Deflation/Depression oder durch eine Hyperinflation.
Das eigentliche Dilemma des Systems besteht also aus der Tatsache, dass durch Zinsen zwangsweise immer mehr Schulden entstehen. Ist die breite Masse nicht mehr in der Lage, Schulden aufzunehmen, dann springt der Staat ein. Ab einer bestimmten Schuldenhöhe allerdings dürfte auch dem Letzten klar werden, dass diese Schulden nicht mehr zurück gezahlt werden können.
Dem Kenner des Systems dürfte allerdings auch klar sein, dass Schuldner in letzter Instanz ihre Schulden nie zurückzahlen dürfen. Denn das Geld ist bekanntlich aus Schulden entstanden. Werden diese zurückgezahlt, verschwindet auch das Geld. Es löst sich auf.
Dieses Paradoxon darf ebenfalls nicht an die Öffentlichkeit dringen. Denn wieso müssen "kleine Schuldner" ihre Schulden zurückzahlen, während große Schuldner dies auf keinen Fall dürfen - weil sonst das System kollabiert?
So haben wir es am Ende mit dem zu tun, was der Insider "Geld-Illusion" nennt. Es gibt gar kein Geld, es gibt nur Schulden. Die Tatsache, dass Schuldscheine (also Geld) als Zahlungsmittel akzeptiert werden, beruht auf der Illusion, dass die Schulden zurück gezahlt werden können. Das ist aber in dem System niemals möglich.
Sollte dies einer breiteren Öffentlichkeit bewusst werden, könnte es zu einer großen Krise der Menschheit kommen. Denn das Geldsystem funktioniert überall gleich. Entsprechend ist überall auch der Zusammenbruch programmiert.
Es gibt zwar Geldsystem-Experten (nur sehr wenige auf der Welt), welche die These vertreten, dass man Schulden unendlich ausweiten könne. Dem spricht allerdings entgegen, dass bei stark steigenden Schulden die "Rückzahlungs-Illusion" schwindet. Darüber hinaus erzeugen höhere Schulden bei vielen Menschen einen Bewusstseinswandel in Sachen Geld. Mehr und mehr Menschen interessieren sich für diesen Mechanismus und fragen sich: "Was ist Geld eigentlich?".
Wird aber die Mehrheit auf das Geld-Paradoxon aufmerksam, verliert sie den Glauben an das "Zahlungsmittel" - und damit verliert es seine Kaufkraft.
Der Glaube ans "Geld" ist also nur noch zu vergleichen mit der Vorstellung von früher, die Welt sei eine Scheibe. Damals war es die Kirche, welche mit allen Mitteln gegen die neue Weltanschauung vorging - um ihre Machtstellung zu erhalten. Wir dürfen gespannt sein, was demnächst passieren wird, um mit aller Gewalt die Vorstellung von "Geld" - so wie wir es kennen - zu erhalten.
Was danach kommt, weiss allerdings niemand.


Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von mmnews.de und steuerboykott.de


Autoren Info

Michael Mross
Michael Mross
Startete Anfang der 90iger mit der Sendung "Geldmarkt" bei RTL. Dann folgte die Telebörse, zunächst beim DSF (1993) dann bei n-tv. Heute berichtet er für n24, dem größten Nachrichten-Sender in Deutschland und CNBC, dem größten Wirtschaftssender weltweit. Michael Mross gilt als Kultfigur unter Börsianern.

In seinem Blog mmnews.de blickt er hinter die Kulissen der Wirtschafts- und Finanzwelt, denn : "In einer globalisierten Welt, die durch Mainstream gleichgeschaltet wird, ist es um so wichtiger, aufmerksam und kritisch das Zeitgeschehen zu durchleuchten."


http://www.mmnews.de

Keine staatliche Geldschoepfung

Bei all diesen Geldkritiken möchte ich gern auf diesen sehr fundamentalen Vortrag verweisen:
http://meandthesociety.blogspot.com/2011/02/grundkurs-marktwirtschaft.html

Das Problem ist nicht das Geld, sondern die ihm zugrunde liegende Vorstellung eines abstrakten Werts. Das Geld entsteht aus der Logik der Wertverwertung aka Marktwirtschaft, genau so deren Geldschöpfung durch Privatbanken und der Kredit. Die Marktwirtschaft könnte ohne eine solche Geldschöpfung und den Kredit gar nicht exisiteren: Hörst du hier



Artikel aus Sein.de: http://www.sein.de/gesellschaft/neue-wirtschaft/2011/bundestag-will-keine-staatliche-geldschoepfung.html

Bundestag will keine staatliche Geldschöpfung

Angesichts der aktuellen Krise unseres Finanzsystems wird dieses derzeit von vielen Seiten einer erneuten Prüfung unterzogen. Die Stimmen, die wesentliche Aspekte des Geldsystems als fehlerhaft kritisieren, werden seit einigen Jahren auch im Mainstream immer lauter. Zentrale Kritikpunkte sind dabei immer wieder das Zins-System und die private Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken. Durch diese beiden Elemente, so wird kritisiert, gleicht unser Geldsystem quasi einer Kettenbrief-Struktur, bei der es unweigerlich zu einer Umverteilung von Vermögen, permanentem Wachstumszwang und regelmäßigen Zusammenbrüchen kommen muss.
Eine Petition beim deutschen Bundestag hatte darum die Regierung aufgefordert, das Finanzsystem so umzugestalten, dass nicht mehr die privaten Banken, sondern nur noch der Staat Geld schöpfen darf.
Im Folgenden der Text der Petition und die Antwort der Bundesregierung zur weiteren Diskussion.


Petition

Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass das Finanzsystem so zu verändern ist, dass nicht mehr die Banken das Geld durch Kredite schöpfen, bei einer Kapitaldeckung von gerade einmal 8%, sondern der Staat das Geld selbst schöpft und in angemessenem Umfang im öffentlichen Interesse in Umlauf bringt, bzw. ausgibt.

Begründung
Die meisten Menschen wissen nicht wo Geld her kommt. In unserem Wirtschaftssystem schöpfen die Banken das Geld durch Kredite, die durch nichts gedeckt sind. Banken müssen lediglich 8% Kapitaldeckung vorweisen um 100% Kredite vergeben zu können, also Geld zu verleihen, welches sie nicht besitzen und Zinsen darauf zu verlangen. Der größte Kreditnehmer: Der Staat... WIR. WIR haben die Banken in diese Position gebracht, WIR stehen durch das Vertrauen in unsere Wirtschaftsleistung als Garant hinter dem Kredit des Staatshaushalts und damit als Garant hinter unserer Währung, da die Zentralbank Bundesanleihen zur Verpfändung akzeptiert und Bargeld dafür ausgibt. WIR könnten dieses Geld also auch selbst schöpfen und müssten dann an niemanden Zinsen zahlen. Der Haushalt wäre ausgeglichen und die Staatsverschuldung wäre lediglich ein Protokoll über die Menge Geld, die in Umlauf gebracht wurde! Auch eine Finanzkrise wie die gerade laufende konnte sich in diesem Umfang nur ereignen, da das gesamte Wirtschaftssystem auf Krediten, auf Schulden aufgebaut ist. Da Banken für vergebene Kredite Zinsen verlangen, also mehr Geld zurück fordern als sie ursprünglich ins System gegeben haben, wächst das gesamt Schuldenaufkommen stärker an, als das durch Kredite zur Verfügung stehende Geld. Es müssen also immer höhere Kredite vergeben werden, um immer höhere Kreditforderungen bedienen zu können. Die Schulden wachsen also exponentiell und werden uns immer wieder in noch schlimmere Finanzkrisen führen als der gerade laufenden. Der einzige Ausweg ist die Abkehr von unserem auf Kredit bzw. auf Schulden finanzierten Wirtschaftssystem, hin zu einem System in dem demokratisch geschaffenes Geld vom Staat - von UNS allen - zum Wohle aller eingesetzt wird, schuldenfrei ist und frei ist von Zinszahlungen. Die Kapitaldeckung der Banken muss auf 100% hochgefahren werden, so dass die Banken nur noch Geld verleihen können, welches sie tatsächlich besitzen, so dass sie an der Geldschöpfung nicht mehr beteiligt sind.

Die Antwort des Petitionsausschusses

Der Deutsche Bundestag hat die Petition am 26.05.2011 abschließend beraten und beschlossen: Das Petitionsverfahren abzuschließen, weil dem Anliegen nicht entsprochen werden konnte.

Begründung
Mit der Petition wird ein Beschluss des Deutschen Bundestages angeregt, wonach das Finanzsystem so zu verändern ist, dass nicht mehr die Banken das Geld durch Kredite schöpfen, sondern dass der Staat das Geld selbst schöpft und in angemessenem Umfang im öffentlichen Interesse in Umlauf bringt bzw. ausgibt.
Zur Begründung seiner Petition legt der Petent insbesondere dar, Banken müssten lediglich acht Prozent Kapitaldeckung vorweisen um 100 Prozent Kredite vergeben zu können. Weil Banken für gewährte Kredite Zinsen verlangten, d. h. mehr Geld zurückforderten als sie ursprünglich ins System gegeben hätten, wachse das gesamte Schuldenaufkommen stärker an, als die durch Kredite zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel. Dies führe zu immer mehr Schulden u. a. der öffentlichen Hand und zu noch schlimmeren Finanzkrisen als der aktuellen.
Daher sei eine Abkehr von dem auf Krediten bzw. Schulden finanzierten Wirtschaftssystem erforderlich. Vielmehr solle der Staat selbst Geld schöpfen.
Zudem müsse das Eigenkapital der Banken 100 Prozent betragen, damit diese an der Geldschöpfung nicht mehr beteiligt seien.
Wegen weiterer Einzelheiten des Vortrages des Petenten wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.
Die Petition ist als öffentliche Petition im Internet veröffentlicht worden. Sie wurde durch 4.254 Mitzeichnungen unterstützt und es gingen 543 Diskussionsbeiträge ein.
Ferner haben den Petitionsausschuss zu diesem Anliegen derzeit drei weitere Eingaben gleichen Inhalts erreicht, die wegen des Sachzusammenhangs einer gemeinsamen parlamentarischen Behandlung zugeführt werden.

Das Ergebnis der parlamentarischen Prüfung stellt sich unter Berücksichtigung einer Stellungnahme des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) vom 26.04.2010 wie folgt dar:
Hinsichtlich der Struktur und Funktionsweise des Geschäftsbankensystems weist der Petitionsausschuss zunächst auf Folgendes hin: In modernen Volkswirtschaften, die sich durch einen hohen Grad an Arbeitsteilung und Spezialisierung auszeichnen, ist Geld ein zentraler Bestandteil des Wirtschaftslebens. Denn Arbeitsteilung kann nur funktionieren, wenn die hergestellten Güter und Dienstleistungen auch auf einfachem Wege und ohne nennenswerte zusätzliche Kosten getauscht werden können. Neben seiner Funktion als Tauschmittel und als Recheneinheit ist Geld auch Wertaufbewahrungsmittel. Je stabiler das Geld ist, desto besser werden diese Funktionen erfüllt und desto störungsfreier läuft der Wirtschaftsprozess ab.
Der Geschäftstätigkeit der Geld- und Kreditinstitute kommt im Geldkreislauf einer Volkswirtschaft eine zentrale Rolle zu. Gesamtwirtschaftlich muss gewährleistet sein, dass es nicht zu Bankenkrisen kommt, die letztlich die Funktionsfähigkeit der gesamten Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen würden. Banken müssen stets darauf vorbereitet sein, dass sich ihre Kunden einen Teil ihrer Einnahmen in bar auszahlen lassen. Außerdem sind sie verpflichtet, in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes der bei ihnen gehaltenen Einlagen Guthaben in Form der Mindestreserve bei der Bundesbank zu unterhalten. Über die Bedingungen, zu denen das Eurosystem den Banken Zentralbankgeld zur Verfügung stellt, kann es Einfluss auf die Geschäftstätigkeit der Banken nehmen.

Die Geschäftsbanken schaffen Geld, wenn sie ihren Kunden Kredite gewähren und die Beträge auf Konten gutschreiben. Sie vergrößern durch die Schaffung dieses Giralgeldes ohne Zutun der Notenbank die umlaufende Geldmenge. Die Banken sind bei diesem Prozess der Giralgeldschöpfung jedoch auf neues Zentralbankgeld angewiesen, weil sie Bargeldauszahlungen an ihre Kunden leisten und einen Teil der Kundeneinlagen als Guthaben bei der Notenbank in Form der Mindestreserve unterhalten müssen. Der Zentralbankgeldbedarf der Geschäftsbanken ist somit der Ansatzpunkt für die Notenbank, um Kreditgewährung und Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken zu beeinflussen.
Erhöht die Notenbank z.B. die Zinsen, so wird die Geldbeschaffung der Geschäftsbanken teurer und sie verlangen ihrerseits höhere Kreditzinsen von ihren Kunden. Über diesen Mechanismus lässt sich einerseits die Kreditnachfrage dämpfen und andererseits das Sparen wegen der höheren Zinsen attraktiver gestalten. Dies führt zu einer Verlangsamung des Geldmengenwachstums.
Der Prozess verläuft umgekehrt, wenn die Notenbank die Zinsen senkt. Ein Zwang zur permanenten Geldmengenausweitung oder zur Inflation besteht in einer solch modernen Geldwirtschaft mit einer unabhängigen Zentralbank nicht. Die Geschäftsbanken schaffen folglich auch nur scheinbar Geld "aus dem Nichts"; sie erhalten aus der durch Geldschöpfung resultierenden Verlängerung ihrer Bankbilanz auch keine Seignorage.
Die Kreditzinsen werden in der Regel durch zusätzliche Produktion und Einkommen erwirtschaftet. Die Finanzierung über neue Schulden würde dagegen in der Tat zur Überschuldung und - allgemein praktiziert - zum Zusammenbruch des Finanzsystems führen.
Damit Geld die dargestellten Funktionen reibungslos und in vollem Umfang erfüllen kann, ist ein hohes Maß an Preisstabilität erforderlich. Eine inflationäre Geldpolitik wäre zudem zutiefst unsozial, da die Umverteilungswirkungen der Inflation vor allem die Bezieher kleiner Einkommen treffen. Gerade vor diesem Hintergrund wurde in den meisten Industrieländern die Steuerung der Geldmenge auf unabhängige Notenbanken übertragen, deren vorrangiges Ziel die Gewährleistung von Preisstabilität ist. Die Übertragung der geldpolitischen Kompetenz auf den Staat würde dagegen das Ziel der Preisstabilität in unmittelbare Konkurrenz zu anderen politischen Zielen setzen, die letztlich das Risiko einer inflationären Geldpolitik erhöhen würde.
Der Ausschuss weist darauf hin, dass staatliche Verschuldung entsteht, wenn die Ausgaben des Staates regelmäßig höher sind als die Einnahmen. Die Ausgabe gesetzlicher Zahlungsmittel durch den Staat - wie vom Petenten angeregt - würde an diesem Sachverhalt im Grundsatz nichts ändern. Die Finanzkrisen des vergangenen Jahrhunderts, häufig begleitet von Hyperinflationen und Währungsreformen, haben gezeigt, welche dramatischen Folgen eine Politik mit der Notenpresse haben kann.
Im Übrigen finanzieren die heutigen Staaten ihre Finanzierungslücken nicht nur über eine Verschuldung bei privaten Geschäftsbanken. Vielmehr vergibt z. B. der Bund zu diesem Zweck Bundeswertpapiere am Kapitalmarkt, die wegen ihrer hohen Bonität auch bei vielen Privatpersonen und Kleinanlegern sehr begehrt sind.
Eine rein staatliche Bankenwirtschaft und Kreditversorgung würde zudem zu einer einseitigen Zuordnung von Kapital und im Ergebnis zu einer Verdrängung anderer Marktteilnehmer führen. Die von dem Petenten vorgeschlagene Reservehaltung (Kapitaldeckung) von 100 Prozent der Kreditinstitute würde eine stark verringerte Kreditvergabe hervorrufen und somit die Existenz der Geschäftsbanken in Frage stellen. Die Folge davon wäre, dass das Banken- und Finanzsystem sowie der Finanzkreislauf für die Privatwirtschaft gefährdet wären.
Der Petitionsausschuss stellt fest, dass die wirtschaftspolitische Grundentscheidung in Deutschland für eine soziale Marktwirtschaft und der Grundsatz einer offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb im Sinne von Artikel 119 Abs. 3, Artikel 120 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union dem Vorschlag des Petenten entgegenstehen.

Nach dem Dargelegten kann der Petitionsausschuss nicht in Aussicht stellen, im Sinne der Eingabe tätig zu werden. Er empfiehlt daher, das Petitionsverfahren abzuschließen.

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Der Zinssklave
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Montag, 10. Januar 2011

Gem Slaves: Tanzanite's child labour



Gem Slaves: Tanzanite's child labour
Mererani in northern Tanzania is the only place on earth where the precious stone tanzanite is mined. Every day thousands of children risk their lives in poorly constructed mine shafts for barely a meal a day. Despite efforts to curb this deadly practice, the global thirst for tanzanite continues to drive these children underground.

http://video.google.com/videoplay?docid=3195712197319927044

other short dok: http://www.irinnews.org/Film/?id=4119

Dienstag, 4. Januar 2011

Wieso gegen das System? und wie?

aus  http://keimform.de/2012/das-system-an-seinen-wurzeln-packen/

Das System an seinen Wurzeln packen…

…um daraus einen nahrhaften Kompost zu bereiten, auf dem alles gut wachsen und gedeihen kann (Foto: Genista, CC-by-sa).
[Repost von Nicht-kommerzielles Leben in Berlin-Brandenburg]
Es gibt ein großes Unbehagen mit dem System, mit dem wir zur Zeit gezwungen sind, unser Überleben zu meistern. Immer wieder raufen sich Menschen zusammen, um andere Wege zu beschreiten. Zur Orientierung werden vielfältige Theorien und Analysen gebaut. Was macht denn dieses System, das unsere alltägliche Versorgung organisieren soll, eigentlich im Kern aus? Die Theorien sind so vielschichtig, dass die Versuchung groß ist, einseitigen und vereinfachten Erklärungen anzuhängen. Analysen und Theorien, die versuchen, die Vielschichtigkeit des menschlichen Gemeinwesens in Worte zu gießen, sind für die meisten bestenfalls abgehoben und schlimmstenfalls komplett unverständlich.
Aus der intensiven Beschäftigung mit der Wertkritik, der Kritik der Kritik, mit “subjektfundierter Hegemonietheorie” und ähnlichem exotisch klingendem, wollen wir in diesem Text einen Versuch wagen, die praktischen Schritte, die sich unserer Meinung nach aus diesen Analysen ergeben, zu skizzieren und dazu anstacheln, daran weiter zu diskutieren und an spannenden Stellen in die Tiefe und Breite zu gehen. Es ist hier nicht der Platz, um jedes Detail deutlich darzustellen. Dieser Text soll nur eine Übersicht geben und wird selbst nicht alle Tiefen berücksichtigen können.Für Einige werden diese Erkenntnisse eine erfreuliche Bestätigung dessen sein, was sie eh schon taten und dachten. Wir wollen den in Theoretiker_Innenkreisen verbreiteten wortgewaltigen Kämpfen einen freundlichen Umgang entgegensetzen. Und nicht zuletzt dazu ermutigen, sich mit Analysen zu befassen, die kaum ein Mensch zuvor gesehen hat.
Wertfrei und Spaß dabei – das gute Leben
Unser Bestreben ist ein schönes Leben. Dazu gehört zum Beispiel ein hübsches Dach über dem Kopf, zum Frühstück einen Kaffee mit Sahne, angenehme Gesellschaft und einiges mehr. Im Kapitalismus wird den meisten Menschen dieser Wunsch nicht erfüllt. Das liegt daran, dass der Kapitalismus leider ein ganz anderes Ziel hat: nämlich aus Geld mehr Geld zu machen. Das klingt banal, aber leider geht es zielsicher an einem Wirtschaftssystem vorbei, das den Sinn haben sollte, alle mit den gewünschten Dingen zu versorgen. Inzwischen hat sich die Erkenntnis weitgehend durchgesetzt, dass wachsende Wertproduktion keineswegs Wohlstand für alle, sondern eine stetig wachsende Masse von “Überflüssigen” (vom Wohlstand Ausgeschlossenen) erzeugt.Der Wert macht Dinge vergleichbar, die sonst wenig mit einander zu tun haben und ermöglicht so, sie (scheinbar gerecht) miteinander zu tauschen. Wenn wir Deine Gurken gegen mein Fahrrad tauschen, sind diese wohl gleich viel wert, denn sonst hätte die benachteiligte Person ja nicht getauscht.
Der Wert einer Sache basiert dabei auf der an ihr verrichteten Arbeit. Allerdings zählt hier nicht die real verausgabte Arbeit, sondern die in der Gesellschaft durchschnittlich aufgewendete Arbeit. Wenn eine Maschine die notwendige Arbeit bei der Produktion eines Gegenstandes reduziert, wird auch der Wert dieses Gegenstandes abnehmen, sobald die maschinelle Produktion sich gesellschaftlich durchsetzt. Deswegen müssen die Produzierenden immer weiter versuchen, die notwendige Arbeitszeit z.B. durch den Einsatz von Maschinen zu reduzieren, wenn sie am Markt bestehen wollen. Obwohl die Herstellung von Gütern immer einfacher wird, werden so immer mehr Menschen von ihrem Nutzen ausgeschlossen, weil sie keine Anstellung mehr finden. Sie werden für die Produktion nicht mehr gebraucht und: „Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen“. Gleichzeitig wurde die eigenständige, von Lohn unabhängige Versorgung durch gewaltsames Durchsetzen der industriellen Produktion brutal ausgetrieben und die Mittel dazu weggenommen.
Dieser Glaube vom “gleichwertigen Tausch unter Gleichen” ist eh als Märchen entlarvt, wenn soziale Unterschiede betrachtet werden. Ich bin im Tauschverhältnis immer unterlegen, wenn der Mensch mit dem ich tauschen will/muss, mein Chef ist, weißer, männlicher, brutaler, klüger, älter etc. ist. Das gilt für alle Ebenen von Tauschverhältnissen. Egal, ob ich meine Arbeitskraft gegen Geld tausche oder mein Huhn gegen einen Sack Kartoffeln.
Dass das nur eine scheinbare Gerechtigkeit von messbaren “Werten” ist, liegt daran, dass diese Wertberechnung von vorne bis hinten unpassend ist. Es ist ganz schön wenig, was letztlich im “Preis” einer Ware abgebildet ist. Es geht weder darum, wer unter welchen Bedingungen wo produziert, noch darum, welche Konsequenzen die Produktion für Menschen und Umwelt hat. Nach diesem System ist zur Berechnung des Werts schlicht nicht relevant, was Bedingungen und Konsequenzen zur Herstellung eines Produktes sind, es geht allein um einen höchst abstrakten Durchschnitt an Zeit. Doch im Leben geht es um weit mehr als nur die Zeit. Es geht beim Wert noch nicht einmal um die tatsächliche Zeit, das jene konkrete Ware benötigt, sondern um einen Durchschnitt, der nach dem globalen technischen Stand der Produktion stetig in die Tiefe strebt (mehr Waren in weniger Zeit herstellen). Schneller, Höher, Tiefer, weiter. Das zeigt sich zudem in der ständigen Beschleunigung im Leben industrialisiert lebender Menschen, denn diese Art und Weise der Lohnarbeit hinterlässt über Generationen tiefe Spuren.
Diese Verkürzung macht es möglich, dass letztlich alles irrelevant ist, was nicht dem Zweck der Warenproduktion und damit dem Herstellen von Profit dient. Damit erübrigen sich Überlegungen in Richtung von “es kann alles bleiben wie es ist, man muss das Geld nur anders nutzen”. Man kann das Leben nicht einfach ausblenden und dann erwarten, dass sich Mensch und Umwelt beliebig den daraus entstehenden Bedingungen anpassen.
Damit das mit der Produktion glatt läuft, halten Regierungen (Aufstandsbekämpfung, Zuckerbrot, Gefängnisse) und jede Menge “gemeinnütziger” Einrichtungen sowie – überwiegend ebenfalls kommerzialisierte – “Freizeit” den Ball flach. Das Leben der meisten Menschen ist durch technologische Rationalität, Fremdbestimmung, Vereinzelung und Konkurrenzdruck leidvoll gezeichnet. Es ist angesichts der Allgegenwart und der gleichgültigen Kälte des Systems erstaunlich, dass die Menschen trotzdem so viele soziale Bindungen mit echter Wärme und Unterstützung ohne jede Verrechnung schaffen.
Stellen wir uns eine Welt ohne Wert und Geld vor. Wenn Geld sonst zwischen den Menschen vermittelt hatte, müssen andere soziale Strukturen geschaffen werden, die den Menschen helfen, miteinander zu planen, was sie brauchen und wie sie es herstellen wollen. Es braucht Kommunikationsstrukturen. Lasst uns miteinander über andere Produktions- und Verteilungswege reden, die uns und unsere Lebensbedingungen nicht ignorieren!
Auch wenn es nicht so scheint (schließlich wird es von Generation zu Generation schwieriger, es sich anders vorzustellen, da es ja “schon immer so war”), so gibt es doch Alternativen zu dieser “Wertlogik” in der Produktion. Es muss dabei beachtet werden, dass den sozialen und ökologischen Prozessen ausreichend Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, um lebenswichtige Güter herzustellen.
Es geht dabei um Kooperation statt Konkurrenz, Muße, Bedürfnisse, Qualität statt Quantität.
Dabei wäre der Tausch (Geld oder ähnlichem Berechenbaren) der falsche Weg. Die gesellschaftlichen Auswirkungen sind fatal, auch wenn die einfache Berechenbarkeit zunächst praktisch erscheint. Die dadurch suggerierte “Freiheit” richtet sich an dem Punkt gegen sich selbst, wo der Einzelne losgelöst (von nicht kommerziellen sozialen Beziehungen) zum Sklaven des Marktes wird und im harten Kampf ums knappe Geld unterliegt (und seine Miete nicht mehr zahlen kann).
Geldsysteme versuchen, soziale Beziehungen durch Automatismen zu ersetzen, und zwar so, dass mensch “unabhängig” von Anderen erscheint. Letztlich wird die Abhängigkeit von Familie/Clan/Wahlverwandtschaft durch eine Abhängigkeit vom Markt abgelöst. Dementsprechend wird es nötig, sich den “Spielregeln” – dem Verwertungszwang – zu unterwerfen. Um das als Freiheit “zu verkaufen”, gehört schon ganz schön viel Dreistigkeit dazu.
Es muss also ein Weg gefunden werden, aus einengenden Familien/Clanbeziehungen auszubrechen ohne sich der zerstörerischen Kraft des Marktes auszusetzen. Wenn wir das “schöne Leben” durch zwischenmenschliche Beziehungen und Verbindlichkeiten jenseits des Zwangsmittels Geld aufbauen wollen, ohne in Unterdrückung zurückzufallen, müssen wir über Privilegien nachdenken. Die Vorteile, die einige wegen Geschlecht, Hautfarbe, Alter, Sexualität, soziale Schicht etc. gegenüber anderen haben, spielen eine wichtige Rolle. Diese Rollen müssen hinterfragt werden und Strategien entwickelt werden, wie wir die Unterschiede zur fruchtbaren Kooperation nutzen, statt sie als Abweichung von der Norm zu denken und uns deshalb gegenseitig zu unterdrücken. Eine Welt, in der viele Welten Platz haben schließt jene Welten aus, die nur ihre Welt als die “einzig wahre” gelten lassen wollen.
Das Denken in festen Feindbildern wird durch eine Analyse der Wertlogik erschwert. Klar sitzen Regierungen, Chefs und Banker an größeren Schalthebeln als Andere, jedoch sind sie letztlich genauso an die Marktlogiken gebunden. Und so sitzen wir alle in den selben Zahnrädern eines selbst gebauten Getriebes fest. Das System ist schuld. Lasst uns der Sand im Getriebe sein und langsam rausbröckeln.
Endlich aufhören zu kaufen und zu verkaufen
Wenn ich aufhöre, mich selbst und andere in messbare tauschbare Werte zu pressen und stattdessen überlege, wer den dieser Mensch tatsächlich ist, was konkret der_die Andere braucht und was ich brauche, um ein gutes Leben zu führen, komme ich definitiv zu anderen Ergebnissen als “24,65”.
Eine Versorgung jenseits von Wert und Geld ist sozial, voller interessanter Auseinandersetzungen (endlich Zeit dazu!), kreativ im Problemlösen und setzt auf kollektive Intelligenz. Es geht um konkrete Bedingungen und Auswirkungen konkreter Tätigkeiten. Um beobachten, zuhören und wahrnehmen. Menschen finden zusammen, um zu schauen, ob sie einen Bedarf decken können, bestimmen dafür den nötigen Aufwand und wenn es genug Beteiligung gibt, wird soviel produziert, wie gewünscht und danach aufgehört (der Muße gefrönt). Freiwillige Kooperation heißt hierbei, die Möglichkeit zu haben, aus den jeweiligen Zusammenschlüssen ohne existentielle Nachteile ein- und aussteigen zu können. Auch Maschinen, Infrastrukturen und Werkzeuge müssen daher “offen” sein, das heißt zugänglich für alle, die es brauchen.
Mit dem einen Bein im Kapitalismus stecken
Das derzeitige System ist totalitär. Das heißt, es ist nur unter existenzgefährdenden Nachteilen möglich, auszusteigen (bzw. es gibt nur “Einzellösungen”). Daher ist es nötig, ein strategisches Verhältnis zu Markt und seinen Regierungen einzunehmen. Wie lassen sich Vereinnahmungen verhindern? Es ist fast die Regel, dass soziale Projekte kommerzialisieren, dass Gruppen korrumpieren sobald sie Macht bekommen (siehe “die Grünen”), weil sie dann die Schalthebel der Wertlogik entsprechend bedienen müssen, so dass für andere Ansätze kein Raum mehr bleibt.
Es gibt nicht das Richtige im Falschen, daher muss diese Gratwanderung stattfinden. Das “kleinere Übel” muss akzeptiert werden, sofern damit “Keimformen” einer anderen Produktionsweise und Zusammenleben der Boden bereitet werden kann. Zum Beispiel, indem ein Schenkladen Fördermittel bekommt, Spenden wirbt oder ein kommerzielles Cafee betreibt, um die Miete zahlen zu können. Damit die Wertlogik das jeweilige Projekt nicht zerstört, muss es bis zu einem gewissen Grad kooperieren und etwas “verwerten” oder Verwertung unterstützen. Dies ist als ein bewusster Prozess zu gestalten. Der Weg ist das Mittel zum Ziel, wenn wir morgen eine nicht wertförmige Produktion haben wollen, darf sie das heute auch nicht sein, sondern in möglichst allen Punkten der Utopie nahe kommen. Die kommerziellen Vorhaben müssen daher scharf von den nicht-kommerziellen Experimentierräumen getrennt sein, da kommerzielles Wirtschaften den Marktlogiken folgt und in den nicht-kommerziellen Räumen gerade danach gesucht wird, wie wir ohne sie auskommen. Diese Forschung am nicht-kommerziellen Produzieren und Verhandeln ist schwierig, da wir alle kapitalistisch aufgewachsen sind, jede/r hat andere Grenzen, wie weit er/sie diese “Gewohnheiten” im Denken und Fühlen ersetzen kann. Dies nicht zur neuen druckigen Norm zu erheben und dennoch anzustreben, wird zu einer weiteren Herausforderung.
Die Umgestaltung zur nach-kapitalistischen Gesellschaft wird nicht plötzlich vom Himmel fallen, sondern ein Prozess sein, zu dem leider nicht viel Zeit bleibt (Verelendung, Ressourcen-und Umweltzerstörung). Glaubt niemanden, der_die behauptet, einen fertigen Plan aus der Schublade zaubern zu können.
Direkte Kommunikation, Konfliktkultur und das Gemeinwesen als neue Wurzeln
Jeder Mensch hat Bedürfnisse. Und wenn diese trotz aller tollen Vereinbarungen mit Anderen zusammenstoßen, sprühen die Funken! Sich neu zu organisieren, um zu produzieren und zu leben, wird auch heißen, Konflikte austragen zu müssen und dafür Methoden zu finden. Kreativität, kollektive Intelligenz, Erfahrungen und Stärke können sich darauf richten, eine passende Konfliktkultur zu schaffen ohne damit Verhältnisse zu zementieren oder sich gegenseitig totzuschlagen. Das Reflektieren gesellschaftlicher Machtverhältnisse aufgrund unterschiedlicher Privilegien wurde im Text bereits betont. Es muss zusammen mit der Abschaffung der Wertlogik erfolgen um zu vermeiden, dass Menschen auf unpassende Rollen festgelegt werden und die Dynamik sozialer Beziehungen in neuen Hierarchien erstickt wird. Es geht darum, das “Gemeinsame” zu entdecken und zu pflegen. Wenn wir miteinander ins Gespräch kommen wollen, hindern uns Hierarchien nur daran, ernsthaft produktiv zu sein, da interessante Gedanken so gar nicht erst hervorgebracht oder ignoriert werden.
Arbeit ist scheiße(n)
Vielleicht macht es auch Sinn “Arbeit” als Begriff abzuschaffen. Weil er die Verkürzung auf Wert in sich trägt. Was sagt es einem, wenn jemand meint, er/sie würde arbeiten gehen? Gar nix. Wenn es sich nicht gerade um ein nicht-kommerzielles Projekt handelt, würde ich vermuten, dass jemand seine Arbeitskraft verkauft. Sonst ist dem nix zu entnehmen. Es ist möglicherweise Ausdruck unserer wertlogischen Wahnvorstellung, alles in abstrakte Containerbegriffe zu packen und unsere Arbeitskraft (Lebenszeit) beliebig ersetzbar erscheinen zu lassen, statt das Kind beim Namen zu nennen. “Ich gehe Ziegen betreuen” oder “ich gehe Löcher stanzen” eröffnet gleich viel mehr Perspektiven, auch zum Hinterfragen der Tätigkeit.
Ein weiterer Punkt ist die Wissensweitergabe. Viel von dem Wissen, wie wir uns umwelt- und menschenfreundlich versorgen können, muss erst noch erforscht werden. Oder zum Teil wieder ausgegraben werden aus den Mottenkisten unserer Vorfahren. Jedenfalls kommt der Wissensteilung eine große Rolle zu, die alle spielen können. Jede/r weiß etwas und kann anderen etwas zeigen. Wenn das verwertungsorientierte Wissen aus Schulen und Unis nicht mehr sinnvoll ist, müssen eigene Maßstäbe und Bildungssysteme geschaffen werden. Bildungsnetzwerke wären ein ressourcensparender Ansatz.