Donnerstag, 13. Oktober 2011

Wie man eine Revolution startet

Aus Sein.de:
http://www.sein.de/gesellschaft/politik/2011/wie-man-eine-revolution-startet-1-das-camp.html


The Official Website of the GA at #OccupyWallStreet http://nycga.cc/

Teil 1: Das Camp

Das Protest-Camp hat sich als ein zentraler Teil der Revolution in Ägypten herausgestellt. Es ist unmöglich zu sagen, was aus den Bewegungen um die Lager von Spanien und Griechenland werden wird, die zum Teil inzwischen geschlossen sind, aber es ist völlig klar, dass ihre Methoden imstande sind, das Bewusstsein zu transformieren (vor allem bei der jüngeren Generation), Entschlossenheit zu fördern und eine bessere Zukunft nicht nur möglich, sondern plausibel erscheinen zu lassen.
Camps sind inzwischen auf der ganzen Welt entstanden, und haben Protestbewegungen und Community-Aktivismus zu neuer Stärke verholfen, wo immer sie erschienen sind. Diese folgenden Ratschläge basieren auf persönlichen Erfahrungen aus den Lagern in Barcelona und New York City, Gespräche mit Campern aus Madrid und Madison und Recherche in anderen Lagern, rund um die Welt.

Der Anfang

Die frühen Phasen des Lagers beinhalten intensive Planung. Obwohl die Lager in Tahrir und Spanien weitgehend von Grund auf improvisiert wurden, entstanden sie aus Protesten, die seit Monaten geplant waren. Das Erste, was zu tun ist, ist, eine große Protestaktion abzuhalten, und dazu alle eure Freunde mitzubringen.
Wählt ein Datum, eine Uhrzeit (einem Freitag wäre wahrscheinlich ideal) und einen öffentlichen Raum in einem zentralen Bereich des politischen Interesses, mit viel Fußgängerverkehr. Konzentriert euch auf lokale politische Fragen, welche die Bevölkerung aktivieren kann: in den aktuellen Lagern ging es zum größten Teil um Sparmaßnahmen der Politik, und obwohl sie inzwischen gewachsen sind, und größere gesellschaftliche Kritik umfassen, haben auch sie mit lokalen Themen begonnen. Ihr braucht auch einen Rechtsberater, oder zumindest jemanden, der sich gut mit Demonstrations-Recht und der Nutzung öffentlichen Raums auskennt. Nutzt Social Media Networks, um so viele Menschen wie möglich zu mobilisieren: Ihr braucht wahrscheinlich mindestens 100 ernsthafte Kameraden mit gemischten Fähigkeiten und vollem Engagement. Bringt Zelte, Schlafsäcke, warme Kleidung und Bettzeug mit - ihr werdet draußen schlafen.
Während der ersten Protest-Kundgebungen errichtet ihr eure Zelte, Betten, etc. Bereitet sie so, dass ihr dort eine lange Zeit bleiben könntet. Denn ihr werdet eine lange Zeit bleiben. Die ersten 72 Stunden sind entscheidend, jeder wird bleiben müssen, bis das Lager gut etabliert ist und die Reaktion der Polizei herausgefunden wurde. Revolutionen kennen keine Krankschreibungen, Arbeitsplätze zum Glück schon.


Die zentrale Versammlung

Alle wichtigen Entscheidungen müssen von der Gruppe gemacht werden, nicht von Individuen - das Lager kann keine Repräsentanten und keine Anführer gebrauchen. Alle Entscheidungsfindung erfolgt durch die Vollversammlung - ein Konsens-Prozess, in dem Ideen, Vorschläge und Entscheidungen von Grund auf erarbeitet werden. Die Methode der Vollversammlung wird in einem anderen Artikel näher beschrieben.

Vorposten der neuen Welt

Nachdem das Lager aufgebaut ist, werdet ihr wollen, dass es ein freier Ort wird, ein kleiner Vorposten der besseren Welt, die da kommen wird. Macht Kunstwerke, Plakate, Spielstätten, Umsonstläden und Infostände. In Spanien und den USA haben die Lager über Strom-Generatoren Computer, Internet und Kommunikations-Stationen eingerichtet. Auf dem Plaza Catalunya haben Indignados Baumhäuser, eine Bühne, ein Tattoo-Studio, einen kostenlosen Friseursalon und vieles mehr gebaut. Sie haben Statuen mit Masken, Bandanas und farbigen Lack verschönert. Wie sieht es in eurer Stadt aus? Was werdet ihr bauen? Zeigt den Leuten, wie eine freie Gesellschaft aussieht, während ihr euch selbst beibringt, wie man eine errichtet.
Gebt genau jene Gratis-Leistungen, welche die Stadt oder das Land wegkürzt, um zu zeigen, was dabei verloren geht, und was die Menschen einander geben können. Im New Yorker Protest-Camp zum Beispiel haben wir eine kostenlose eins-nehmen-eins-geben-Bibliothek, da die Stadt das Budget für die öffentlichen Bibliotheken zusammengestrichen hat. Zeigt mit euren Aktionen, dass Menschen, die ihre Bemühungen und ihre Ressourcen teilen, alles erschaffen können.
Es ist auch wichtig, aktiv zu bleiben: Es ist einfach, nur mit euren Freunden im Lager rumzuhängen, und ihr werdet das auch oft tun, aber stellt sicher, dass ihr aktiv die Gemeinschaft mitgestaltet. Organisiert Proteste, schließt euch mit lokalen Organisationen kurz, die zu den gleichen Fragen arbeiten. Sorgt dafür, dass im Camp jeden Tag etwas geschieht: dreht Dokumentationen, gebt Workshops, veranstaltet Tanzpartys etc. Machen es zu einem Raum des erweiterten Bewusstseins und der spontanen Möglichkeiten.
Es gibt ein paar wichtige Prinzipien, die ihr vielleicht beachten möchtet, um das Lager erfolgreich zu machen:

Keine Gewalt

Der Staat produziert Gewalt, die Menschen wollen Frieden. Verwendet zivilen Ungehorsam, friedliche Vergeltung und freie Rede, aber niemals Gewalt oder Zerstörung. Wenn die Polizei den Campern Gewalt zufügt, stärkt dies nur eure Unterstützung in der Bevölkerung und demonstriert die Absichten und Methoden des Staates.

Befolgt das Gesetz

Keine Drogen, kein öffentliches Besaufen, keine Gesetzesbrüche in eurem Lager. In den USA sind sowohl die Medien und das Gesetz sehr kritisch bei Drogenkonsum und wenig tolerant bei der improvisierten Nutzung des öffentlichen Raumes. Die Polizei und die Medien werden jeden Vorwand nutzen, um euch zu marginalisieren. Lasst das nicht zu. Demonstriert, wie Macht funktioniert, indem ihr die Polizei dazu bringt, die Gesetze zu brechen.

Social Media für die Verbreitung, aber nicht für die Diskussion

Twitter und Facebook sind unglaubliche Werkzeuge zur Verbreitung von Informationen über die öffentlichen Sitzungen, Proteste, Manifeste, Artikel, etc. Verwendet sie so viel wie möglich, aber verwendet sie nicht zur Debatte von Taktik, Plänen oder Ideen. Sie sind schlecht für die Herstellung von Konsens geeignet, und außerdem ist es viel einfacher für die Polizei einem Hashtag folgen, als in euer Zelt zu kommen. Und die Polizei wird es versuchen: Bei Bloombergville zeigte sich ein Undercover-Cop der behauptete ein "Agent" von MSNBC zu sein. Er fragte uns nach unseren Protest-Plänen und wollte mit dem „Anführer" sprechen (tip: Wer nach dem "Anführer" fragt, ist meist ein cop). Plant alles persönlich, und verbreitet die Botschaft dann wie ein Lauffeuer über das Internet.

Anonym: Keine Anführer, keine Hierarchie

Anführer können inhaftiert, entehrt, abgelehnt, sogar getötet werden. Anonym zu handeln bewahrt euch davor, ein Ziel der Polizei zu werden, und ohne eine offensichtliche symbolische Führung wächst eure Zahl in den Köpfen der Öffentlichkeit. Wenn ihr glaubt, eine Bewegung braucht einen Anführer, fragt euch: Wie weit haben irgendwelche Führer das Volk bis jetzt gebracht?

Heißt jeden willkommen, lasst alle sprechen

Zweifellos werden Zugedröhnte und seltsame Menschen zu euch kommen: Wenn sie das Megafon wollen, dann lasst sie reden (mindestens einmal). Die Menschen werden gegen sie stimmen. Ich habe das bei drei verschiedenen Gelegenheiten in Barcelona gesehen. Ich sah auch eine Gruppe von Kindern in einer Vollversammlung, die zu der Menge sprechen durfte. Der Umgang mit konfrontativen Menschen gibt euch Solidarität als Gruppe und das Verständnis für die Schwierigkeiten, die solche Außenseiter in unserer Gesellschaft durchleben müssen. Und die Schönheit des Camps ist, dass es euch erlaubt, genau das zu üben, für was ihr kämpft: eine Gesellschaft, in der jeder willkommen ist, angehört wird und respektiert ist.

Teil (2): Die Vollversammlung

In den Camps in Spanien und den USA wurde eine Technik zur demokratischen Entscheidungsfindung verfeinert, die sich als ebenso effektiv wie inspirierend erwiesen hat: Die Vollversammlung. Alle wichtigen Entscheidungen sowohl in Madrid als auch in den USA werden auf diese Weise getroffen. In diesen Versammlungen wird nicht gewählt, sondern es wird Konsens hergestellt. Jeder Teilnehmer hat dabei ein absolutes Veto-Recht, es werden nur Entscheidungen getroffen, die alle tragen können. Wie funktioniert eine solche Versammlung?


Kollektives Denken

Die Vollversammlung in Madrid hat einen Text veröffentlicht, der mit folgenden Sätzen beginnt:
„Nach unserem Verständnis ist das kollektive Denken diametral entgegengesetzt zu der Art des Denkens, die durch das gegenwärtige System propagiert wird. Dies macht es zunächst schwer, sich daran zu gewöhnen und es anzuwenden. Wenn eine Entscheidung zu treffen ist, so ist die normale Reaktion von zwei Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, konfrontativ zu werden. Jede/r von ihnen verteidigt seine/ihre Meinung mit dem Ziel, den Gegner zu überzeugen, bis die eigene Meinung gewonnen hat oder allenfalls ein Kompromiss erreicht wurde.
Das Ziel des kollektiven Denkens auf der anderen Seite, ist zu konstruieren. Das heißt, zwei Menschen mit unterschiedlichen Ideen arbeiten zusammen, um etwas Neues aufzubauen. Es ist daher keine Frage von „meine Idee oder deine", sondern zugrunde liegt die Vorstellung, dass zwei Ideen zusammen etwas Neues erschaffen, etwas, das keiner von beiden vorher hätte planen können.
Das kollektive Denken wird geboren, wenn wir verstehen, dass alle Meinungen - unsere eigenen Meinungen wie auch fremde - bei der Erzeugung von Konsens berücksichtigt werden müssen und dass eine Idee, wenn sie einmal indirekt konstruiert wurde, uns verwandeln kann."


Was ist Konsens?

Konsens ist die Entscheidung einer Gruppe, zu der es keine direkten Gegenstimmen gibt und die von allen mit getragen wird. Im Idealfall sind alle Standpunkte und Anliegen berücksichtigt, dies mag im Einzelfall aber nicht immer völlig zutreffen. Eine Entscheidung gilt als akzeptiert, wenn alle Teilnehmer einwilligen, die Entscheidung mit zu tragen und persönlich für sie einzustehen.
Direkter Konsens besteht, wenn alle Teilnehmer einem Vorschlag direkt zustimmen können.
Indirekter Konsens wird hergestellt, indem verschiedene Standpunkte zu einem Vorschlag diskutiert werden, der keinen direkten Konsens erreichen konnte.
Alle Teilnehmer haben absolutes Veto-Recht gegen alle Entscheidungen. Es soll nach Möglichkeit nicht gewählt werden, da beim Wählen immer ein Teil der Wähler nicht berücksichtigt wird und die Mehrheit stets alle Entscheidungen trifft, wobei Minderheiten vernachlässigt werden. Mehrheitswahl wird als ein wichtiges Mittel der Unterdrückung begriffen und soll in Vollversammlungen nach Möglichkeit nicht stattfinden. Die Entscheidungen sollen von allen getragen und unterstützt werden.
In New York ist man dazu übergegangen, nach mehrmaligem Überarbeiten eines Vorschlags, der immer an einem oder wenigen Vetos scheitert, eine Wahl mit 9/10tel-Mehrheit einzuführen. Der Grund ist, dass bestimmte Gruppierungen versuchen könnten, die Entscheidungsfindung zu blockieren. Eine 9/10tel-Mehrheit wurde von der Vollversammlung als eine Hürde angesehen, die hoch genug ist, so dass eine Wahl der Unfähigkeit zu handeln vorzuziehen ist.


Wie es funktioniert

Die Vollversammlungen in Madrid und New York unterscheiden sich leicht, hier wird immer der komplexere Vorschlag berücksichtigt. Generell sollte dies als ein Baukasten angesehen werden, der nach den Anforderungen modifiziert werden kann.
Eine Vollversammlung ist also ein Treffen, mit dem Ziel, einen Konsens zu erzeugen, der das gemeinsame Interesse der Gruppe ausdrückt. Sie dient der Information, Reflexion und der Entscheidungsfindung.
Außerhalb dieser Vollversammlung existieren Arbeitsgruppen zu bestimmten Themen, welche die Entscheidungen der Vollversammlung ausführen und ihrerseits Vorschläge erarbeiten, welche dann in der Vollversammlung vorgestellt werden. Die Arbeitsgruppen sind angehalten, Entscheidungen nach Möglichkeit selbst zu treffen. Alle Entscheidungen, die alle betreffen oder potenziell kontrovers sind, sind jedoch der Vollversammlung vorbehalten.
Wie in den Gruppen, so gibt es auch in der Vollversammlung keine Anführer und alle Teilnehmer haben die gleiche Stimme. Sehr wohl gibt es aber verschiedene rotierende Teams, die mit bestimmten organisatorischen Aufgaben betraut sind.
Jede Versammlung hat eine Agenda von Dingen, die anstehen, so wie eine Zeit, in der sonstige Dinge angesprochen werden können. Der Ablauf ist dabei immer ähnlich. Ein Sprecher kann einen Vorschlag machen, wo bei er sich darauf konzentriert, kurz und bündig darzustellen: Was wird vorgeschlagen? Warum wird es vorgeschlagen? Und, sollte der Vorschlag von der Versammlung angenommen werden: Wie kann er umgesetzt werden?
Die Teilnehmer signalisieren ihre Meinung zum Vorschlag durch eine Reihe von allgemeinen Handzeichen, die zu Beginn des Meetings erläutert werden. Wird ein Vorschlag angenommen, wird er entweder an die entsprechende Arbeitsgruppe zur Umsetzung weitergegeben, oder es wird, falls nötig, eine neue gegründet.
Alle Teilnehmer haben ein volles Veto-Recht. Nach jedem Vorschlag fragt der Moderator: „Gibt es Gegenstimmen?" Wenn ja, wird eine Liste mit Rednern erstellt. Alle Personen mit Veto werden angehört, eine Debatte mit Für- und Gegenpositionen entsteht. Kann nach allen Sprechern immer noch kein Konsens hergestellt werden, bilden sich zufällige kleine Gruppen unter den Teilnehmern, dort, wo diese gerade sitzen, die beraten, wie ein Konsens zustande kommen könnte. Die Vorschläge können in einer erneuten Sprecher-Runde vorgetragen werden.
Erreicht ein Vorschlag nach diesen zwei Runden noch immer keine Zustimmung, so wird die Arbeitsgruppe oder Person gebeten, mit einer Arbeitsgruppe einen neuen Vorschlag zu erarbeiten, der alle Standpunkte berücksichtigt. In der nächsten Versammlung wird dann erneut abgestimmt.


Die Handzeichen

Generell wird in den Vollversammlungen niemals dazwischengerufen. Stattdessen werden Handzeichen gebraucht, um dem Sprecher und dem Moderator zu signalisieren, wie wir darüber denken. Der Sprecher kann immer ausreden, sollte jedoch Teilnehmer zu Wort kommen lassen, wenn diese entsprechende Signale geben.
Zustimmung/Applaus - Die Hände werden neben dem Kopf gehalten, die Fingern vollführen schlängelnde Bewegungen. „Ich fühle mich gut mit dem Vorschlag. Ich stimme zu."

Ablehnung - Wie oben, nur das die Hände nach unten gehalten werden. „Ich bin nicht einer Meinung. Ich fühle das nicht. Aber nicht so stark, als dass ich ein Veto einlegen würde."

Weiß nicht - Die Hände vor den Körper, Naja-Geste. „Ich find's nicht grade großartig, habe aber auch nicht wirklich was dagegen."

Veto/Block - Arme vorm Körper verschränkt. Hände zu Fäusten. „Ich habe ein starkes Problem mit dem Gesagten. Ich kann diese Entscheidung nicht mit tragen."

Zeit/ Hatten wir schon! - Hände oder Unterarme werden vor dem Körper gerollt ('Auswecheln'-Zeichen vom Sport) „Das hatten wir schon. Wir haben es kapiert, machs kurz. Du brauchst zu lange. Komm auf den Punkt."

Information fehlt/ist falsch! - Ausgetreckter Zeigefinger wird gehoben. „Diese Information ist falsch. Ich habe eine wichtige Zusatzinfo." Dieses Zeichen wird nicht bei Einwänden oder Fragen benutzt, sondern nur, wenn man über zusätzliche Informationen verfügt, die dem Sprecher offenbar fehlen.

Prozess beachten! - Aus den Fingern geformtes Dreieck über dem Kopf. „Der Ablauf wird vom Sprecher nicht beachtet. Bitte auf das Thema und den Ablauf zurückkommen. Zeit einhalten"



Bei Konsens-Entscheidungen wird auf die Energie der Gruppe geachtet, die durch die Handzeichen sichtbar wird. Auch wenn es keine Vetos gibt, ist beispielsweise eine Entscheidung, die mit einer Mischung aus Zustimmung und Ablehnung zustande kommt, nicht wünschenswert.


Die Teams

Die folgenden Vorschläge sind für sehr große Versammlungen, bei kleineren können manche Positionen ganz weggelassen oder weniger stark besetzt werden.
Logistik-Team
Dieses Team sorgt für das Equipment (Wasser, Schreibkram etc.). Sie malt bei großen Versammlungen mit Kreide Bereiche für Sprecher, Teilnehmer und Moderator auf, sowie Gänge, durch welche man sich während der Versammlung bewegen kann. Sie kümmern sich um Menschen mit besonderen Bedürfnissen.

Sprechzeit-Team
Zwei bis vier Personen, die unter den Teilnehmern in den Gängen stehen. Sie sind gut gekennzeichnet. Sie notieren die Namen der Teilnehmer, die zu sprechen wünschen. Dabei wird vermerkt: 1) Bezieht sich das, was du sagen möchtest auf die aktuelle Diskussion? 2) Ist es eine direkte Antwort auf einen Vorredner? 3) Ist es eine Gegenposition (ein Block)?
Handelt es sich um einen themenfremden Beitrag, so wird der Sprecher für später vorgemerkt. Passt der Beitrag besser in eine der Arbeitsgruppen, so wird der Teilnehmer darauf hingewiesen, sie zunächst dort vorzutragen. Dieses Team gibt die Redewünsche weiter an die Sprechzeit-Koordinatoren.

Sprechzeit-Koordinatoren
Sie sammeln die Redewünsche des Sprechzeit-Teams und versuchen eine sinnvolle Reihenfolge herzustellen. Sie arbeiten auch als eine Art Filter. Haben etwa mehrere Sprecher dasselbe Anliegen, so wird versucht, zu vermitteln, um einen Sprecher zu finden, der das Thema gebündelt vorträgt. Sie geben die Liste an das Vermittlungs-Team.

Vermittlungs-Team
Drei Menschen, die mit dem Moderator zusammenarbeiten. Sie sind die Einzigen, die direkt mit dem Moderator sprechen, damit dieser nicht überhäuft wird und seine Konzentration behalten kann. Sie sind rund um den Moderations-Bereich aufgestellt und vermitteln zwischen den Teams und dem Moderator, erinnern den Moderator an Zeit und Ablauf, achten auf wichtige Handzeichen der Teilnehmer und weisen den Moderator darauf hin.

Moderatoren-Team
Der Moderator erklärt zu Beginn Ablauf und Thema der Versammlung, erklärt Konsens und die Handzeichen. Während der Versammlung ruft er die Sprecher auf, fasst Für- und Gegenpositionen zusammen und formuliert Positionen, die als Konsens festgehalten werden. Er weißt den Sprecher ggf. auf wichtige Handzeichen der Teilnehmer hin. Er hat außerdem die Aufgabe, eine offene und ruhige Atmosphäre zu bewahren und ggf. an den Sinn und das Ziel der Versammlung zu erinnern. Die Moderatoren rotieren.
Protokoll-Team
Fasst wesentliche Positionen sowie alle Konsens-Entscheidungen im Wortlaut schriftlich zusammen. Ihre Zusammenfassung wird zum Ende der Versammlung vorgetragen. Im Falle von Konsens-Entscheidungen kann das Protokoll-Team verlangen, dass die Entscheidung Satz für Satz wiederholt und jedem Satz einzeln zugestimmt wird.


Beispiel für einen Ablauf

1. Begrüßung. Erklärung der Teams. Erklärung von Konsens und Handzeichen
2. Arbeitsgruppen-Berichte: Die Arbeitsgruppen berichten, wenn sie möchten, kurz von ihren Aktionen seit der letzten Versammlung, was sie noch benötigen und als nächstes tun werden.
3. Bekanntmachungen: Teilnehmer können wichtige Informationen bekanntmachen. Keine Reden an dieser Stelle, nur Informationen.
4. Themenrunden: Hier werden Vorschläge vorgetragen und Entscheidungen getroffen.
Vorschläge werden angehört. Dann folgen Verbesserungsvorschläge. Dann Einwände. Der Vorschlag wird eventuell modifiziert zum Konsens freigegeben. Sollten Vetos bestehen, werden diese angehört, es folgen zwei Runden zur Berücksichtigung der Vetos. Gelingt kein Konsens, wird der Vorschlag überarbeitet.
5. Zusammenfassung und Ende der Versammlung
6. Offenes Forum/ Soap Box: Die „Bühne ist frei" für alle, die sprechen möchten, ohne dabei einen Vorschlag zu machen über den abgestimmt werden muss. Die Teilnehmer können gehen oder bleiben.

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